Wählergemeinschaft
Bützfleth

Liebe Bützfletherinnen und Bützflether,

die Veröffentlichungen im Stader Tageblatt machen nachdenklich:

DOW Chemical will im Industriemaßstab grünes Methanol herstellen – und die Schifffahrt soll mithilfe des Methanols klimaneutral werden.

Methanol hat im Vergleich zum Wasserstoff den Vorteil, leichter handelbar und schneller einsetzbar zu sein. Kraftfahrzeug- und Schiffsmotoren können relativ problemlos auf Methanol umgestellt werden.

Mit Methanol gebundener Wasserstoff kann mit wenig Aufwand in das Tankstellennetz integriert werden. Methanol selbst ist ein Rohstoff, der reichlich vorhanden ist und immer wieder nachproduziert wird. „Schwarzes Methanol“ wird bei Recyclingprozessen gewonnen oder kommt traditionell aus der petrochemischen Industrie.

Fazit:
Methanol kann sehr schnell breiter eingesetzt werden als Wasserstoff und führt zu einer schnelleren Entlastung der Klimabilanz.

Die „große“ Politik spricht von einem Energiedrehkreuz in Stade – also der Methanolherstellung, der Wasserstoffproduktion und der Einrichtung eines LNG-Terminals, welches vom BUND und der Wählergemeinschaft abgelehnt wird.

Grund genug, um sich noch einmal mit diesem Thema zu beschäftigen – deshalb stelle ich Euch hier zwei Studien vor:

In der ersten Studie zeigt eine Tabelle einen Vergleich der Emissionen bezogen auf den Energiegehalt von Braunkohle, Steinkohle, Gas, LNG aus konventioneller Förderung und LNG aus Fracking. Bei allen Gasen sind die Verbrennungsemissionen gleich, aber die Vorkettenemissionen je nach Förderung und Entfernung zu Deutschland höchst unterschiedlich.

Die Studie des Umweltbundesamtes belegt (Tabelle 6 und 7), dass aus Gründen des Klimaschutzes Frackinggas auch als Brückentechnologie abzulehnen ist. Die Studie belegt auch, dass die Vorkettenemissionen von Land zu Land sehr unterschiedlich sind. Weiterhin ist LNG nicht so sehr durch das Herunterkühlen belastet, sondern eher durch die Länge des Transportweges.

Den geringsten CO²-Fußabdruck hat Norwegen mit kurzen Pipelines zu den Verbrauchern. Der CO²-Fußabdruck des Gases aus Russland ist deutlich negativer als der aus Norwegen – durch die längeren Transportwege. Und immer noch nur halb so hoch wie der des Frackinggases aus Australien.

Deshalb stellt sich klar die Frage:
Sollten wir - auch unter Berücksichtigung der verheerenden Folgen der Klimaveränderung in Deutschland - das LNG-Terminal ablehnen?

Nachtrag
Die Proteste in Brunsbüttel zeigen eines ganz klar: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ihre Unzufriedenheit gegen das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel zum Ausdruck gebracht haben, blicken nach vorne – in ihre Zukunft und auf die Folgen, die die heutigen Entscheidungen der Kommunal- und Bundespolitik auf ihr Leben haben werden.

Sie tun das mit ihren Mitteln – aber nicht unfundiert. Der Artikel im Stader Tageblatt fasst die globalen (!) Folgen des LNG-Terminals sehr gut zusammen:

Die Einrichtung des LNG-Terminals „…widerspreche den Klimazielen und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz,…“, denn „Es sei angesichts eines zurückgehenden Erdgasbedarfs nicht wirtschaftlich zu betreiben.“

Außerdem wird zum Fracking, das zur Erdgasgewinnung (LNG) genutzt wird, Stellung bezogen: „…eine Zerstörung der Lebensgrundlagen von Menschen in den betroffenen Gebieten…“ – Umweltzerstörung würde dadurch verursacht, dass zur Gasproduktion „Wasser – zum Teil mit Chemikalien versetzt – unter hohem Druck in gashaltige Gesteinsschichten gepresst (werde), um Risse zu erzeugen und so das Gas freizusetzen.“

(Quelle: Stader Tageblatt, Artikel „Aktivisten blockieren Gleise“, 02. August 2021) 

Was man auch von der Art und Weise der Proteste halten mag – die zum Ausdruck gebrachte Position der Demonstranten ist fundiert und berechtigt. Und wagt den Blick auf die Zukunft und auf die globalen Folgen.

Gruß,

Jochen

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